Teil 4 - Serbien 2

 

 

 

Mittwoch, 09.05.18

Belgrad – Stara Palanka, 115 Km

 

Start: 8:30, sonnig, 20°, mittags sonnig 29°

 

Frühstück gibt es wieder in der Patisserie um die Ecke, bestehend aus 2 Kaffee und 2 Stück Schokoladenkuchen. Die Ausfahrt aus Belgrad ist etwas hektisch über eine vierspurige Straße. Am hektischsten ist die Brücke über die Donau, die ebenfalls vierspurig ist , und in der Mitte auch noch der Zug darüber donnert. Zum Glück gibt wenigstens eine schmalen Gehsteig, auf dem ich über die Brücke balancieren kann. Auf der anderen Seite ist es dann abrupt vorbei mit der Hektik.

 

Es geht gleich mal 10 Km auf dem unasphaltiertem Damm entlang. Dann kommt ein gutes Stück guter Straße. In irgendeinem Dorf höre ich plötzlich laute Musik und am Straßenrand grillt ein Jugendliche ein ganzes Kalb am Spieß. Ich halte an und frage, ob es eine große Party gibt. Da kommt gleich ein älterer grauhaariger Herr im schicken Anzug und spricht in perfektem Deutsch mit mir. Er lebt seit 50 Jahren in Wien, und er ist im Urlaub hier und feiert eine Taufe, bei der er Taufpate ist. Ich mache ein Foto und wünsche eine schöne Feier.

 

Nach einigen Km geht es dann wieder auf den Damm, natürlich wieder nicht geteert. Es geht teilweise ganz gut, dann sind aber immer wieder einige Stellen dabei, wo es schon arg holperig wird. Dafür ist die Landschaft super toll heute. Rechter Hand ist das Hochwasserbecken der Donau, welches hier ein Naturschutzpark ist. Es ist wie ein riesiges Biotop. Das Hochwasserbecken ist mit Wasser gefüllt, in dem vielen Wasserpflanzen und Vögel ihr Zuhause haben. Zwischendrin ragen immer wieder abgestorbene Bäume heraus. Alle paar Meter sieht es anders aus. Das gefällt mir sehr gut. Nicht ganz so gut gefällt mir, dass die Piste heute fast den ganzen Tag lang geht. Zum Schluss sind es so ungefähr 75 Km nicht geteerte Straße.

 

Eigentlich war ca. 85 Km hinter Belgrad auf meiner Karte ein Campingplatz eingezeichnet. Als dort bin, reue ich mich eigentlich schon fast, jetzt auf einem schönen Campingplatz zu übernachten. Es stellt sich jedoch heraus, dass das m. E. Gar kein Campingplatz ist. Es stehen zwar 3 oder 4 Wohnwägen auf einer Wiese, aber sonst ist da nichts. Keine Sanitären Anlagen, geschweige denn so etwas wie eine Rezeption. Außerdem ist es erst 14:30 Uhr, und so beschließe ich weiter zu fahren.Vielleicht bekomme ich ja noch die Fähre in Stara Palanka und suche mir auf der anderen Donauseite eine Übernachtung. Als ich um 17 Uhr in Stara Palanka ankomme ist die Fähre gerade vor einer halben Stunde gefahren. Die nächste geht erst wieder um 19:30 Uhr. Das ist mir dann aber zu spät, und so beschließe ich in Stara Palanka zu übernachten wenn ich was finde. Ich finde was für 10€. Mehr ist es aber auch nicht wert. Nur soviel: da ist bestimmt schon seit Monaten nicht mehr richtig geputzt worden. Die Pension mit Restaurant wird von einem Vater mit seinem Sohn geführt. Das Zimmer war bestimmt mal das Jugendzimmer des Sohnes. Am Schrank kleben noch die verblichenen Panini Fußballaufkleber von irgendeiner längst vergangenen Weltmeisterschaft. Genauso schmuddelig wie das Zimmer ist, ist der Sohn auch. Aber die 2 sind eigentlich ganz nett. Bei einem Bierchen unterhalten wir uns in einem serbisch – englisch – deutsch Mix. Der Vater fragt mich, ob ich ein gutes Fahrrad hätte für meine weite Tour. Da fällt mir wieder ein, dass meine Kette mal nachgespannt werden müsste, ich aber nicht den richtigen Sechskantschlüssel habe. Ich frage Ihn danach,und natürlich hat er einen. Interessiert sieht er mir dabei zu, wie ich in wenigen Minuten die Kette über das Exzenter Tretlager spanne. Anerkennend nickt er mit der Bemerkung: Patent?

 

Er schenkt mir sogar den Schlüssel für meine Reise. Dafür trinke ich noch 2 Bier in der Pension. Essen gehe ich Aufgrund des Schmuddel - Faktors lieber wo anders. Es gibt serbische Fischsuppe und Cevapcici.

 

Wieder zurück in meiner Pension sitzt ein junges Pärchen auf der Terrasse bei einem Bier, daneben stehen 2 schwer bepackte Fahrräder. Ich frage woher sie kommen. Sie sind aus der Slowakei, aus Bratislava. Ich setze mich dazu und wir quatschen noch ein bisschen über das Reisen mit dem Fahrrad. Sie sind 2 Wochen von Budapest aus unterwegs und hören schon übermorgen am Eisernen Tor auf, weil sie nicht mehr Zeit haben.

 

Übernachtung: Pension Sun, 10€ ohne Frühstück

 

 

Donnerstag, 10.05.18

Stara Palanka – Donji Milanovac, 102 Km

 

Start 7:00 Uhr, 15° bedeckt, starker Wind

 

Um 6:30 stehe ich heute auf. Die erst Fähre geht um 7:30 Uhr. Geschlafen habe ich heute Nacht eh praktisch nicht, und in dieser Pension hält mich auch nix. Also schnell alles zusammengepackt und raus hier. Lieber draußen im stürmischen eine halbe Stunde auf die Fähre warten als noch länger Zeit in dem Zimmer zu verbringen. Die Fähre kommt dann auch pünktlich. Und für 300 Dinar (etwa 2,50€) setze ich mit meinem Fahrrad, einem PKW und einem LKW über nach Ram, auf die rechte Donauseite. Die Donau ist hier so breit aufgestaut, dass ich fast denke über einen See zu fahren. Drüben angekommen geht es dann erst m al einen Berg hoch, und dann ca. 15 Km in den nächsten Ort Srebrno Jezero, in dem sich einige Restaurants und Hotels befinden. Dort frühstücke ich erst mal, Kaffee, Spiegeleier, Schinken, Käse, Salami. Frisch gestärkt geht es dann weiter, immer fast direkt am rechten Donauufer . In Golubac , mache ich eine erste Pause und nutze sie um meine große Packtasche zu reparieren. Da ist eine Naht aufgegangen, die ich mit Panzer Klebeband wieder notdürftig zusammen klebe. Mittendrin tauchen plötzlich Sigi und Dietmar auf, die in Srebrno Jezero übernachtet hatten. Wir haben heute das selbe Ziel und sollten uns nicht das letzte Mal begegnet sein.

 

Weiter geht es, immer flussabwärts. Die Landschaft links und rechts der Donau ist inzwischen ziemlich hügelig mit sattgrünen Wäldern bewachsen, teilweise schon richtig gebirgig und felsig. Das ist wohl der Beginn des Karpaten-Durchruch der Donau. Eine wirklich tolle Landschaft. Hinter jeder Biegung sieht es anders aus. Bald wird es so eng, dass die Straße durch zahlreiche Tunnels führt. Die meisten sind nur sehr kurz, so zwischen 50 und 100 Metern. Die 2 oder 3 Tunnel die länger sind, sind ein bisschen ungut, weil ich teilweise gar nichts sehe, trotz Licht an meinem Fahrrad. Ich habe ein rotes Blinklicht an meinem Helm, das ich einschalte, damit ich wenigsten von nachfolgenden Autos besser gesehen werde. Letztendlich sind aber auch diese Tunnels schnell und problemlos gemeistert.

 

Das heutige Ziel ist Dunji Milanovac. Meine Unterkunft liegt kurz vor dem Ort auf einem Hügel, ca. 100m über der Donau. Auf dem Hügel hat man einen traumhaften Blick auf die Donau, die hier zu einem See aufgestaut ist. Die Unterkunft : Etno Kompleks Kapitan Misin Berg, ist ein netter individueller, leicht ökologisch angehauchter Familienbetrieb in einer traumhaften Lage. Das Zimmer ist zwar sehr einfach, dafür genießt man aber die überaus freundliche und nette familiäre Atmosphäre und eine landestypische Verpflegung mit Nudelsuppe, frittierten Brennnesseln, Schafskäse, Maisbrot und Hünerfleisch. Und das vor eine atemberaubenden Kulisse. So kann man es aushalten.

 

Hier treffe ich noch 2 ältere Herren (Rentner) aus Saarbrücken, die ebenfalls die Donau bis zum schwarzen Meer abradeln.

 

Übernachtung: Etno Kompleks Kapitan Misin Berg, 30€ mit Frühstück.

 

 

Freitag, 11.05.18

Donji Milanovac – Kladovo, 70 Km

 

Start: 9:30, sonnig 20°, mittags 30°

 

Nach einem Frühstück vor der selben Kulisse wie das Abendessen von gestern, starte ich heute die Etappe, die mich durch das sog. Eiserne Tor führen wird. Immer auf der rechten, serbischen Seite der Donau entlang, werden die bewaldeten Hügel immer höher, bis die ersten felsigen Berge in der Ferne auftauchen. Anfangs ist noch angenehm kühl, weil die hohen Hügel östlich der Donau schön Schatten spenden. Nach ca. 30 Km erreiche ich die beiden schmalsten Stellen der Donau, das Eiserne Tor. Der Begriff soll daher kommen, weil dieser früher von den Osmanen für Bergpässe und Übergänge benutzt wurde. Und da hier die Donau praktisch die Karpaten überwindet, hat man diesen Begriff auch hier übernommen. Ein wirklich toller Abschnitt, wenn nicht der schönste der gesamten Donau. Das muss man wirklich mal gesehen haben. Den schönsten Blick hat man kurz nach der engsten Stelle auf ca. 280 Meter Höhe.

 

Als ich gerade den herrlichen Ausblick genieße erhalte ich eine SMS von Dietmar u. Sigi, die 7 km weiter, wieder unten am Ufer der Donau in einem Restaurant sitzen. Also rausche ich die 200 Höhenmeter auf der anderen Seite des Eisernen Tors hinunter und wir treffen uns zu einen Mittagsplausch. Ich esse das erste Mal eine serbische Spezialität, mit Speck und Schafskäse gefüllte Hackleischrolle.

 

Danach geht es weiter, die letzten 25 Km, vorbei am großen Wasserkraftwerk Derdab 1, zum Tagesziel Kladovo. Landschaftlich waren die letzten Km, nach der Wunderschönen Aussicht am Eisernen Tor fast schon langweilig. Wir haben alle im Apartmani Atrijum gebucht. Später gehen wir noch gemeinsam Abendessen und planen die nächste Etappe.

 

Übernachtung: Apartmani Atrijum 18€ ohne Frühstück

 

Samstag, 12.05.18

 

Kladovo – Negotin, 60 Km

 

Start: 9 Uhr, bedeckt 20°, mittags leicht bewölkt 28°

 

Um 8:15 sind unsere Drahtesel gesattelt, und wir gehen im Zentrum von Kladovo, wo wir gestern auch Abendessen waren, frühstücken. Es gibt Kaffee und eine Art Sandwich mit Schinken, Käse, Eich Gurke. Frisch gestärkt, geht es hinter Kladovo gleich mal einen Anstieg mit gut 100 Höhenmetern hinauf. Wir kürzen eine Schleife der Donau ab, damit die Tagesetappe etwas kürzer wird. Der Ausblick ist ganz schön, aber natürlich nicht mehr zu vergleichen mit dem Eisernen Tor von gestern Nach etwa 30 Km führen uns die Euro Velo Wegweiser von de großen Hauptstraße weg, direkt am Donauufer entlang. Nach wenigen Metern hört jedoch der gut geteerte Belag auf und es geht in einen ziemlich zerfurchten Schotterweg mit teilweise recht tiefen nassen Schlamm- und Wasserpfützen über. Aus den Wasserpfützen hüpfen jedes Mal wenn ich vorbei fahre zig kleine Frösche heraus. Ich muss schon aufpassen keinen zu überfahren.

Nach 2-3 Km gibt es eine Möglichkeit, wieder auf die große Hauptstraße hinauf zu fahren. Sigi und Dietmar ist der Uferweg nicht so geheuer und wechseln, ich fahre hier auf der Uferstraße/Weg weiter. Der Weg ühr direkt am Donauufer entlang. Näher am Ufer geht nicht. Es sind noch etwa gut 15 Km zum Kraftwerk Derdab 2. Davon sind etwa 7-8 Km ungeteert, die aber doch ganz gut zu meistern sind. Teilweise habe ich sehr schöne Blicke auf die Donau, aber vor Allem ist es schön ruhig und praktisch ohne Autoverkehr. Links vom Weg ist die Donau, rechts stehen alle paar hundert Meter Wohnhäuser, praktisch mit Ufergrundstück. Viele haben kleine Gemüsegärten angelegt. Alle paar hundert Meter sitzen Angler am Ufer und versuchen ihr Glück. Irgendwo finde ich eine kleine Bank am Ufer, die ich für meine Mittagspause besetze.

Am Kraftwerk vorbei geht es dann die letzten Km nach Negotin, dem heutigen Tagesziel. Ich habe im Hotel Inex Krajna Negotin gebucht. Mein Navi führt mich irgend wo hin, nur nicht zum Hotel. Nach zwemaligem fragen von Einheimischen, die sehr hilfsbereit sind, finde ich das Hotel. Ein riesiger alter Hochhauskomplex, vermutlich noch aus der Jugoslawien Zeit der der, vermutlich, Achtziger. Irgendwie druckst de Hotelier herum, als es um die Zimmervergabe geht. Scheinbar hat er ds Zimmer, das ich gebucht habe wohl nicht mehr. Er zeigt mir 2 Zimmer im 4. Stock. Die sind aber wohl seit den Achtziger Jahren noch nie renoviert worden, und vermutlich auch die letzten Monate/Jahre nicht mehr benutzt worden. Das Bad und die Dusche sah so aus, dass man sich dort nicht aufhalten möchte. Als ich diese beiden Zimmer dankend ablehne und ihm zu Verstehen gebe mir lieber etwas anderes zu suchen, hat er plötzlich noch ein Zimmer im 3. Stock frei, das um Welten besser ist. Das beziehe ich dann auch.

Am Abend treffe ich mich wieder mit Sigi und Dietmar, und wir gehen gemeinsam. Abendessen, im einzigen richten Restaurant, das auch gleichzeitig das Beste in der Stadt ist. Es ist auch wirklich sehr gut. Ich esse ein Wiener Schnitzel mit ein paar Pommes, Brot und Tomatensalat. In Negotin ist dieses Wochenende das Wein und Honigfest. In der kleinen Fußgängerzone ist eine große Bühne aufgebaut, auf der eine serbische Band Musik macht. Die Musik klingt aber irgendwie eher nach russischen Schlagern? Der Fußgängerzone entlang sind laute kleine Stände aufgebaut, an denen man Wein und Schnaps verkosten kann. Wir wollen 3 Gläser Wein kaufen, was aber nicht ging, nur ganze Flaschen. Also kosten wir 2 Sorten Wein und eine Schnaps.

Ansonsten ist jetzt das Städtchen nichts besonderes. Es lebt halt vermutlich vom nahegelegenem Kraftwerk und von den Fahrrad Touristen. Viele Einheimische sind auch schon vor vielen Jahren nach hauptsächlich Österreich, hauptsächlich Wien, ausgewandert. Dieses Wochenende sind viele auf einen Kurz-Heimaturlaub hier, weil in Österreich ein Feiertag mit Brückentag war.

 

Übernachtung im Hotel Inex Krajna Negotin, 22,50 € mit Frühstück

 

Frühstück uin Kladovo

Unterwegs

Mein Picknick-Platz an der Donau


Mein Hotel in Negotin

Abendessen in Negotin