Teil 8 - Republik Moldau und Transnistrien

 

 

Donnerstag, 14.06.18

Odessa – Bilhorod-Dnistrowskyj, 86 Km

 

Start: 9:15, sonnig 23°, mittags sonnig 28°

 

Heute geht es also wieder weiter. Odessa hat mir so gut gefallen, dass mir der Abschied schon ein wenig schwer fällt. Aber, ich habe ja jetzt gesehen, dass Odessa immer eine Reise Wert ist. Also, könnte durchaus sein, dass ich mal wieder komme. Die Route ist heute, vermutlich die einzige dieser Reise, die ich fast komplett doppelt fahre. Es würde zwar einen alternativen Weg nach Moldawien geben, allerdings kann ich da im Internet nichts über den Grenzübergang finden. Ob der offen ist, ob man da mit dem Fahrrad rüber fahren darf. Das soll man nämlich angeblich nicht bei allen Grenzübergängen nach Moldawien dürfen. Das Risiko ist mir zu hoch, dass ich da dann vor verschlossener Grenze stehe. Daher fahre ich praktisch den ganzen Weg bis Satoka zurück, von wo ich auch vor 3 Tagen kam. Dann geht es noch 20 Km nach Bilhorod-Dnistrowskyj. Hier habe ich wieder ein Zimmer übe über Booking.com gebucht, das ich auch gleich finde und einchecke.

Bilhorod-Dnistrowskyij ist eine der ältesten Städte in diesem Gebiet von Bessarabien. Es war schon 600 vor Christi besiedelt. Später haben sich, wie überall hier, die Draker, und Römer, und noch später die Russen, Türken und Rumänen abgewechselt. Daher gibt es hier auch die schöne historische Burg mit altem deutschen Namen Ackermann zu besichtigen.

Die Burg liegt total schön am Ufer des Dnister Mündungsarmes „Dnistrowskij-Liman“. Dieser ist so groß wie ein See und durch eine schmale Sandbank, nämlich die von Satoka, wo ich vor ein paar Tagen beim Baden waur, vom Schwarzen Meer abgetrennt, bzw. hat da nur einen ganz schmalen Durchbruch zum Meer. Kann man schlecht erklären, muss man sich auf der Karte bei Google Maps anschauen.

Kaum bin ich aus Odessa heraus, habe ich wieder das Problem, dass hier wirklich so gut wie niemand mehr englisch spricht, geschweige denn, dass eine Speisekarte in Restaurants auf englisch vorhanden wäre. Ach war das schön in Odessa. Im Restaurant meines Hotels ist die Speisekarte zwar reichhaltig, aber wie gesagt in kyrillischer Schrift und ukrainisch. Die englisch Kenntnisse der Bedienung sind mit Meet und Salat bereits erschöpft. Ich kann auf der Karte Boeuf Stroganoff entziffern und wollte fragen, was dabei ist. Meet antwortet die Bedienung. Ich frage nach Potatos. Wenn ich Potatos möchte, müsste ich was anderes essen. Das Boeuf Stroganoff macht mich aber jetzt so an, dass mir schon das Wasser im Mund zusammen läuft. Es war einfach nicht möglich, außer Salat und Brot etwas anderes wie z. B. Kartoffeln oder Reis oder Gemüse, dazu zu bestellen. Ich glaube sie hat einfach nicht verstanden, dass ich etwas dazu essen möchte. So blieb es halt dann halt bei Boeuf Stroganoff mit Brot. Das Boeuf war dann dafür wenigstens sehr gut.

 

Übernachtung: Hotel Fiesta, 30€ mit Frühstück

 

 

Freitag, 15.06.18

Bilhorod – Causeni (Moldawien), 94 Km

 

Start: 8:30 Uhr, sonnig 22°, mittags sonnig 30°

 

Heute habe ich vor dem Frühstück schon alles eingepackt und auf dem Rad verstaut, damit ich möglichst schnell los komme. Ich habe doch ein ganzes Stück vor mit heute, und noch einen Grenzübertritt. Und am Zielort weiß ich auch noch nicht, welche Unterkunft mich erwartet. Bei Booking.com ist das Angebot in Moldavien außerhalb von Chisinau, Bender oder Tiraspol äußerst dünn gesät. Auf Google habe ich in Causeni 2 Unterkünfte ausgemacht, aber nur wenig bis nix darüber gefunden.

Bis zur Grenze zieht es sich doch schon mal etwas hin. Es gibt dann am Ende auch 2 Möglichkeiten im Abstand von ca. 15 Km über die Grenze zu fahren. Tudora oder Palanka, Auf der Karte sieht der Grenzübergang Tudor größer aus, ist aber auch der, über den ich im Internet nix gefunden habe. Palanka ist der kleinere, ist aber laut Internet sicher, dass ich da mit dem Fahrrad drüber darf, allerdings sind das eigentlich 15 Km Umweg. Ich entscheide mich an der Abzweigung dann ganz mutig für den unbekannten, aber kürzeren Weg. Nacgh etwa 2 Km kommt mit ein Rennradler entgegen, den ich aufhalte und frage, ob man da mit dem Rad über die Grenze darf. Es ist sogar ein Moldawier, der gerade von de Grenze kommt und meine Frage zu meiner Zufriedenheit beantwortet. Wir unterhalten uns noch kurz und dann geht’s weiter, die letzten 5 Km zur ukrainischen Grenzstation. Der Zollbeamte meint mal wieder, ich müsse mein Gepäck auspacken. Ohne zu murren fange ich mit der Tasche, in der meine ganze Kleidung ist, an. Nach der Hälfte meint er, es sei gut, und er möchte nur noch in meine Lenker Tasche schauen. Nachdem er da auch nichts finden kann, ist der Zoll erst mal erledigt. Dann kommt die Passkontrolle. Der Beamte mustert eingehend das 6 Jahre alte Foto in meinem Pass und versucht eine Verbindung zwischen mit und dem Bild herzustellen. Nachdem ich ihm schmunzelnd erkläre dass ich schon so lange unterwegs bin, wie der Bart lang ist, und ich vom Radeln so viele Kilo abgenommen habe, aber gaaanz sicher der auf dem Foto bin, wünscht er mit gute Weiterfahrt. Die moldawischen Grenzbeamten werfen nur einen kurzen Blick auf den Pass, machen den Einreisestempel hinein und schon bin ich in Land Nr. 8 meiner Reise.

Jetzt geht es erst mal 20 Km absolut gerade aus, ohne dass eine Ortschaft kommt. Die Straße ist allerdings sehr gut ausgebaut und hat rel. wenig Verkehr. Allerdings steigt die Straße stetig ganz leicht an, leichten Gegenwind habe ich auch noch und es wird m. E. Sehr heiß. So viel Durst wie heute hatte ich noch nie. Allerdings habe ich heute beim losfahren schon gemerkt, dass das heute nicht mein bester Tag wird. Als nach ca. 20 Km hinter der Grenze eine erste Tankstelle mit Raststation auftaucht, fülle ich meine Getränke auf und genehmige mir eine gekühlte Cola und ein Eis. Nach einem kurzen Blick auf mein GPS sehe ich, dass ich inzwischen auf fast 200 Meter Höhe bin, gestartet bin ich heute morgen bei 10 Meter. Das Thermometer zeigt 30° an. An größeren Straßenkreuzungen gibt es fast immer eine Tankstelle mit Mini Market, die ich heute sehr begrüße. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass die Infrastruktur hier etwas weite ist als in der Ukraine. Nach letztendlich 94 Km erreiche ich Causeni, mein geplantes Ziel für heute.

Es gibt wie schon erwähnt 2 Unterkünfte laut Google, die ich auch gleich finde, und die auch noch direkt nebeneinander liegen. Das erste ist eine Pizzaria mit Hotel, das 2. ist ein Privathaus. Das Privathaus macht einen gepflegteren Eindruck und so schaue ich mit da die Zimmer an. Als erstes zeigt sie mir ein innen liegendes Zimmer ohne Fenster, das ich aber dankend ablehne. Das 2. Zimmer hat ein Fenster und sieht ganz ordentlich aus, wenn es auch etwas stark nach Parfümierten Duftmittelchen riecht. Das Bad ist mal Tip Top, und das Zimmer kostet umgerechnet 20€. Ich bin ja nicht allzu geruchsempfindlich, und so nehme ich das Zimmer dann auch, weil ich doch schon ganz schön fertig bin und nur noch duschen möchte.

Im Ort selbst gibt es nichts besonderes zu sehen, und so gehe ich nur etwas einkaufen und in der Pizzeria ein Bier trinken und eine Pizza essen.

 

Übernachtung im Hotel Leni, 20€ ohne Frühstück

 

Grenze Ukraine - Republik Moldau

Moldawische Bushaltestelle

Es wird langsam etwas hügeliger


 

Samstag, 16.06.18

Causeni – Chisinau, 74 Km

 

Start: 8:45 Uhr, bedeckt 23°, mittags bedeckt 25°

 

Von Causeni aus geht es weite auf der R30 in Richtung norden. Der Straßenbelag ist einigermaßen in Ordnung und der Verkehr hält sich auch in Grenzen. Von etwa 20 Meter steigt die Straße langsam aber sicher auf 160 Meter an, um gleich wieder auf 100m runter zu gehen und wiederum auf 180 Meter zu steigen. Zum Glück ist es heute nicht mehr so heiß wie gestern. Nach dem ersten Anstieg, geht es in ein ein kleines Tal hinunter nach Troita Noua, das fast schon wie ein kleines Bergdorf inmitten der umliegenden Gras- und teilweise bewaldeten Hügeln liegt. Auf den Weiden grasen Kühe und Ziegen und ein kleiner See rundet das Landschaftsbild ab.

Bei Anenii Noua mache ich an einem kleinen Alimentar eine Pause bei einem Erfrischungsgetränk und Erdnüssen. Am Land befinden sich meistens vor den kleinen Kramerläden 1 oder 2 Tische mit Stühlen, wo die Einheimischen sich bei einem Kaffe oder auch schon mal einem Bier, auf ein Schwätzchen treffen. Ein Moldawier fragt mich nach dem Woher und kann mal wieder gar nicht glauben, dass ich all den Weg von Deutschland hierher mit dem Rad gefahren bin. Er spricht ein paar Worte Deutsch, hat mal in Deutschland bei Sanifair gearbeitet. Hatte da aber einen türkischen Chef, der gar nix gutt war. Aber Deutschland, gutt, deutsche People gutt! Aber Du crazy, hast du Arbeit für mich in Deutschland? Nachdem ich dies zu seinem Bedauern verneinen musste, ziehe ich weiter. Jetzt geht es auf die größere Hauptraße Nr, R2 die von Tiraspol nach Chisinau führt. Hier ist schon deutlich mehr Verkehr, aber die Straße hat eine kleinen Seitenstreifen von teilweise bis zu 1 Meter, auf dem ich ganz gut und unbehelligt vorwärts komme.

o rolle ich gegen 15 Uhr langsam der Hauptstadt der Republik Moldau entgegen. Ich hab mir mal wieder in Zentrumsnähe ein Zimmer gebucht. In einem Supermarkt am Stadtrand fülle ich noch meine Vorräte auf. Dann fängt es leicht an zu regnen, was mich aber nicht wirklich stört. Mit Hilfe meines Navis finde ich das Hotel auch recht schnell und genieße gleich eine heiße 'Dusche.

Das Hotel war wieder ein gute Fang. Es ist eigentlich eher eine Pension, in einem Privathaus. Das Zimmer ist Tip-Top, und ich werde gleich mit einem Glas moldawischem Rotwein und noch warmem Gebäck, eine Art Topfenstrudel, willkommen geheißen.

Heute gibt es nur noch einen ersten kurzen Rundgang auf dem Haupt Boulevard, auf der Suche nach einem Restaurant zum Abendessen. Morgen steht dann die Stadtbesichtigung auf dem Programm.

 

Übernachtung im Hotel Lidia, 38€ mit Frühstück

 

Unterwegs nach Chisinau

 

Sonntag, 17.06.18

Besichtigung Chisinau

 

bedeckt mit Regenschauern, 26°

 

Frühstück gibt es auf der kleinen Terrasse direkt vor meinem Zimmer. Es gibt ein Omelette mit Gemüse, Käse, Brot. Salami, Apfelsaft, Tomaten und Gurken. Es gibt hier sogar dunkles Brot, was ich inzwischen sehr begrüße.

Frisch gestärkt stürze ich mich im wahrsten Sinne des Wortes, ins Getümmel. Gleich 2 Straßen weiter ist der große Zentral Markt der Stadt. Das ist eigentlich eher eine Art Bazar. Auf extrem engem Raum, unter Dächern aus teilweise Plastikplanen, drängen sich die Stände der Verkäufer. Es gibt hier nichts, was es nicht gibt. Vom Händler für Fahrradteile, Werkzeug, Schrauben, Maschinen, Wasser und Abwasserrohre, Stahlseile, Elektro Zubehör und, und, und … Da kann sich so mancher moderne Baumarkt in Deutschland warm anziehen. Es ist eine wahre Freude, durch dieses Gewirr hindurch zu schlendern und den Einheimischen zuzusehen, wie sie auf der Suche nach irgendeinem Ersatzteil, das sie dann endlich bei einem Händler, für z. B. Kugellager gefunden haben, und mit diesem letztlich um den Preis feilschen. Der Markt ist in verschiedene Bereiche eingeteilt. Das war jetzt der, den ich mal gut sortierten Baumarkt nenne. Dann geht’s weiter zum Obst und 'Gemüse Markt, der nicht weniger vielfältig ist. Weiter gibt es noch Hallen, in denen Fleisch und Fisch sowie Milchprodukte angeboten werden. Und natürlich darf auch der Teil mit Kleidung, Schuhen e. t. c. Nicht fehlen. Nach etwa 2 ½ Stunden spuckt mich der, fast schon orientalisch anmutende, Bazar wieder aus, vermutlich ohne wirklich alles gesehen zu haben. Zwischenzeitlich habe ich die Orientierung verloren.

Nun geht es an die klassischen Sehenswürdigkeiten der Stadt, die sich in einem doch eher überschaubarem Rahmen halten. Chisinau hat ca. 500.000 Einwohner und ist die Hauptstadt der Republik Moldau. Ganz Moldawien (ohne Transnistrien) hat ca. 2,9 Mio Einwohner. Die Stadt erstreckt sich auf eine recht große Fläche, deren Randbezirke her von Hochhaus-Architektur a la Neuperlach Süd geprägt ist. Einen so richtigen Stadtkern mit schöner Altstadt gibt es kaum. Also eigentlich nicht wirklich eine schöne Stadt. Trotzdem kann man hier schon ganz gut einen Tag verbringen. Der Bazar reißt es dann heraus.

Die Hauptsehenswürdigkeiten erstrecken sich entlang des Stefan Cel Mare Boulevard. Stefan Cel Mare, auch Stefan der Große genannt, ist die zentrale Figur in ganz Moldawien. Er war der wichtigste Herrscher des Fürstentums Moldau und hat von 1433 bis 1504 gelebt. Er regierte etwa zur selben Zeit, wie Fürst Tepes von Traculea, der in der Walachei herrschte. Stefan Cel Mare hat lange Zeit, leider erfolglos, versucht das Fürstentum Moldau vor der Übermacht des Osmanischen Reiches zu verteidigen. Er war damals schon auf der Suche nach verbündeten anderer europäischer Mächte wie z. B. Das Königreich Ungarn und das Königreich Polen, was aber leide erfolglos war. Letztendlich musste er einen Pakt mit den Osmanen schließen, dass er sich ihnen zwar unterwirft, aber weitgehend eigenständig bleiben durfte, gegen eine Tributzahlung von 4000 Golddukaten jährlich.

 

Die Aufzählung der Sehenswürdigkeiten gibt es mal wieder in Form einiger Bilder.

 

Im Basar von Chisinau - oder: Baumarkt auf Moldawisch

Stefan der Große

Triumpf Bogen mit "Geburt des Herren" Kathedrale

Parlament der Republik Moldau


Orgel haus und Rathaus v. Chisinau

National Theater

Innenministerium d. Republik Moldau


Montag, 18.06.18

Ausflug nach Tiraspol (Transnistrien)

 

Busfahrt, 65 Km, sonnig, mittags 29°

 

Transnitstrien ist ein schmales Gebiet zwischen dem Fluss Dnister und der Ukrainischen Grenze im Osten, Norden und Süden. Es gehörte ursprünglich zur Sowjetrepublik Moldau, ist aber schon immer überwiegend von Russen und Ukrainern bevölkert. Als gegen Ende des Sowjet-Zeit in Moldawien die Option zur Wiedereingliederung nach Rumänien im Raum stand, befürchteten die Transnistrier eine Vernachlässigung ihrer Interessen. Daher strebten sie einen Verbleib als Transnistrische Sowjetrepublik an, worauf aber die Sowjetunion wohl keine Lust hatte. Als Moldawien sich dann 1990 für unabhängig erklärte, und die Sowjetunion 1992 endgültig am Ende war, gab es von März bis August 1992 sogar Kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Moldawien und Transnistrien. Nach dieser Auseinandersetzung gelang Transnistrien mit Unterstützung der Russen die Gründung des De-facto-Staates Transnistrien. Moldawien betrachtet Transnistrien jedoch nach wie vor als Teil der Republik Moldau. Bis heute ist Transnistrien von keinem einzigen Staat der Staatengemeinschaft anerkannt, und gilt daher als sog. De-fakto-Regime mit teilweise funktionierenden Staats Merkmalen. Die Hauptstadt und gleichzeitig wirtschaftliches und Kulturelles Zentrum von Transnistrien ist der Großraum Tiraspol, mit ca. 350.000 Einwohnern. Ganz Transnistrien hat ca. 550.000 Einwohner.

Vor Reisen nach Transnistrien wird zwar vom Auswärtigen Amt der BRD gewarnt, da es keine diplomatische Vertretung gibt. Faktisch ist die Sicherheitslage aber so stabil, dass es kein wirkliches Problem darstellt. Wenn man als Tagesausflug von Moldawien einreist, bekommt man nur einen Zettel, der den Aufenthalt bis zu einer bestimmten Uhrzeit am jeweiligen Tag erlaubt. Wie die Uhrzeit festgelegt wird, konnte ich nicht nachvollziehen. Ich bin um 10:07 Uhr mit einem Bus aus Chisinau eingereist und muss um 21:18 Uhr das Land wieder verlassen.

Tiraspol ist jetzt sicher keine tolle sehenswerte Stadt, weswegen man unbedingt da hin muss. Es ist viel mehr der Reiz, sagen zu können, man war in einem nicht anerkannten Staat. Ein Rundgang mit den 4 oder 5 Sehenswürdigkeiten, und man hat alles gesehen. Ein paar Postkarten, ein Mittagessen und ein Kaffee, dir Rückfahrt nach Chisinau und die umgetauschten 20 Euro in Transnistrische Rubel sind auch ausgegeben. Die Ausreise verläuft ebenso unproblematisch wie die Einreise.

 

Oben: Fahrt nach Transnistrien - Bender; Transnistrische Rubel

Unten: Russisch Orthodoxes Kloster; spielende Katzen in Tiraspol

Oben: Früheres Sowjet - jetzt Stadtverwaltung von Tiraspol; Das Suworow Denkmal; Der Fluss Dnister mit dem Transnistrischen Parlament im Hintergrund

Unten: Orthodoxe Kathedrale in Tiraspol; Straßenbild in Tiraspol

Dienstag, 19.06.18

Chisinau – Calarasi, 51 Km

 

Start: 9:45 Uhr, sonnig 24°, mittags sonnig 30°

 

Noch ein gutes Frühstück im Hotel Lidia, wo ich ein Pärchen aus Schwerin treffe, die mit dem Motorrad unterwegs sind. Heute habe ich lediglich 50 Km vor mir. Bis zum Grenzort Ungheni wären es über 100 Km,und in Calarasi gibt es laut Google eine der wenigen Unterkünfte. Außerdem habe ich ja Zeit. Nachdem ich die sechsspurige Ausfallstraße aus Chisinau gemeistert habe, wird es etwas ruhiger. Der Straßenbelag ist weitgehend gut und Steigungen stehen heute auch nicht wirklich an, obwohl die Landschaft langsam doch deutlich hügeliger wird. Nach einiger zeit fahre ich an einem ganz nett gelegenem See entlang, und die Hügel werden sogar langsam etwas bewaldet.

Calarasi ist eine typische kleine Moldawische Proinzstadt, mit ein paar Läden, 2 Restaurants und einem schönen Hotel, in dem ich mich einmiete. Den Nachmittag ruhe ich mich aus und schreibe auf der Terrasse der Bar des Hotels, bei einem Bierchen mein Tagebuch. Bei der Hitze heute, es hat am frühen Nachmittag über 30°, genau die richtige Entscheidung für heute.

 

Übernachtung im Hotel Diana's, 22,50€ ohne Frühstück

 

Von Chisinau nach Calarasi

 

Mittwoch, 20.06.18

Calarasi – Ungheni, 58 Km

 

Start: 8:50Uhr, sonnig 24°, mittags sonnig 32°

 

Eigentlich sollte es um 8 Uhr Frühstück in der Bar des Hotels geben. Die Bar ist allerdings um 8 Uhr verschlossen. Also packe ich mal meine Sachen fertig ein und warte mal bis 8:30 Uhr. Da taucht dann auch mal der junge Mann der die Rezeption macht, und mir gestern gesagt hat, dass es ab 8 Uhr Frühstück in der Bar gäbe, auf. Ich frage ihn nach Frühstück, er meinte, ja, in der Bar. Ist verschlossen meinte ich. Da zuckt er nur mit den Schultern. Ich frage wann die aufmacht, er zuckt wieder mit den Schultern. Na gut, dann fahr ich halt mal los, vielleicht bekomme ich irgendwo im Ort einen Kaffee. Da hat aber auch noch alles was irgendwie nach Kaffee aussieht, zu. Letzte Idee ist noch die Tankstelle am Ortsausgang. Da gibt es dann auch einen Cappuccino, der gar nicht mal so schlecht ist und ein Schoko-Croissant aus der Tüte das so naja ist. Während ich frühstücke wird mein bepacktes Fahrrad von den Tankwarts ungläubig gemustert, die es mal wieder gar nicht glauben können, dass ich tatsächlich in Deutschland losgefahren bin.

Die Strecke hat heute nichts besonderes zu berichten, außer dass es langsam etwas hügeliger wird. Bis Ungeheni sind es heute auch nur 58 Km, so dass ich das Ganze recht gemütlich angehen lassen kann. Ich habe für heute nichts gebucht, da es auf Booking.com mal wieder nichts gibt. In Google Maps ist ein sog. Hotel Villa Verde verzeichnet, das ich auch vorgestern schon per Mail angeschrieben habe, aber keine Antwort erhalten habe. Es sah aber im Internet recht gut und groß aus, so dass ich mir nicht vorstellen kann, dass es da kein Zimmer geben wird. Als ich dann um ca. 13:30 Uhr ankomme, ist es tatsächlich auch kein Problem und für die Lokalität nicht gerade günstige 45€ mit Frühstück, miete ich mich für eine Nacht ein. Es ist schon wiede fast unerträglich heiß heute. Das Thermometer zeigt 32° an. Da ist es auch gut, heute nicht mehr weiter fahren zu müssen.

Ungheni ist eine Kleinstadt an der Grenze zu Rumänien mit ca. 30.000 Einwohnern. Es gibt allerdings dort eigentlich gar nichts zu sehen. Eine Kleinigkeit gibt es doch. Die Grenze zwischen Rumänien und der Rep. Moldau bildet das kleine Flüsschen Pruth, über die bei Ungheni eine Eisenbahnbrücke geht. Das ist auch der einzige Übergang, der hier nur mit dem Zug möglich ist. Die Brücke wurde allerdings 1870, nach Plänen von dem berühmten Gustav Eiffel gebaut. Ja genau der Eiffel, der von dem auch der Eiffelturm ist.

Da ich mich ja irgendwie beschäftigen muss an dem angebrochenem Nachmittag, dachte ich mir, ich schau mal, ob ich zu der Brücke irgendwie zu Fuß hinkomme. Mit Hilfe von Google Maps gelingt das auch zunächst ganz gut. Da die Brücke ja eine Grenzstation ist, und eine reine Eisenbahnbrücke ist, kommt man natürlich nicht direkt dort hin. Irgendwann stehe ich vor einem verschlossenem Tor der Grenzpolizei. Daneben ist eine Wohnsiedlung, durch die ich dann marschiere, und ca. 200 Meter neben der Grenzpolizei Station auch dann direkt zum Fluss Pruth komme. Ich höre Kinder im Fluss plantschen, und direkt am Fluss gibt es ein Pfad, der am Ufer entlang führt. Den schlage ich ein, und tatsächlich habe ich dann nach 200-300 Meter einen tollen Blick auf die Brücke, beziehungsweise stehe sogar direkt unter der Brücke auf der Moldawischen Seite. An der Grenzstation sehe ich einen Polizisten, der in meine Richtung schaut. Auf dem Rückweg über den schmalen Uferpfad halte ich nochmal an einer schönen Aussichtsstelle an und betrachte die Brücke. Da sehe ich einen Polizisten mitten auf der Brücke mit einem Fernglas in meine Richtung schauend, stehen. Gut, denke ich, der wird sich sicher Denken, was macht denn der da. Da ich aber auf meinem Weg keinerlei Absperrungen oder Verbotsschilder gesehen habe, denke ich mir nicht viel, und setze meinen Rückweg fort. Als ich dann vom Ufer weg wieder auf die Wohnsiedlung zugehe, sehe ich einen Polizisten auf mich zukommen. Er spricht mich auf rumänisch an. Ich gebe ihm auf englisch zu verstehen, dass ich ihn nicht verstehe. Er fragt mich nach einem Dokument. Ich gebe ihm meinen Personalausweis, den ich immer im Geldbeutel habe. Er betrachtet ihn ausgiebig von allen Seiten und fragt dann: Germania? Ich: ja. Er: Border Zone. Ich: yes. Er: Dokument? Ich: Schulter zuckend. Er telefoniert mit seinem Handi und meint, der Chef kommt. Zur selben Zeit taucht ein zweiter Grenzpolizist auf, der die 4 badenden Kinder, so zwischen 10 und 13 Jahren, aus dem Fluss gefischt hat. Die Kinder stehen in Badehosen neben mir und müssen sich von dem inzwischen eingetroffenem Chef, wohl eine Standpauke anhören. Das Baden ist da wohl auch nicht so ganz erlaubt. Ich bekomme ein schlechtes Gewissen, weil ich mir denke, dass die Kids jetzt bestimmt wegen mir aufgeflogen sind. Der Beamte fragt die Kinder nach der Telefonnummer, wohl ihrer Eltern. Die Kinder schauen ganz reumütig drein, während der Beamte mehrere Telefongespräche führt. Augen-rollend schauen die Kinder zu mir rüber. Ich rolle mit den Augen zurück. Nach den Gesprächen dürfen die Kinder abziehen.

Naja, denke ich mir, jetzt bekomme ich halt meine Standpauke, und dann iss gut. Da hab ich mich wohl kräftig getäuscht. Der Polizist führt, mit meinem Personalausweis in der Hand, gefühlte 15 Telefonate, bei denen ich immer nur die Worte: German Tourist, Hotel Villa Verde und Border Zone verstehe. Nach etwa 20 Minuten meint der Beamte zu mir: mitkommen. Wir gehen zur Station der Grenzpolizei, wo ich in einen Raum gesetzt werde, in dem es gefühlte 40° hat, sich ein Schreibtisch und ca. 6 Tischen und Stühlen von der Art Schulbänke befinden. Die Tür wird verschlossen! Na prima denke ich, jetzt bin ich wohl verhaftet. Während mir der Schweiß in strömen herunter läuft, mache ich mir schon mal Gedanken, wie denn so moldawische Gefängnisse wohl sind. Ich sehe förmlich die Schlagzeile in deutschen Zeitungen: Deutscher Tourist an der moldawisch-rumänsichen Grenze festgenommen, vor mir. Ich muss über mich selbst schmunzeln, tatsächlich mache ich mir noch keine allzu großen Sorgen, ich habe ja nicht wirklich was angestellt. Ab und zu kommt mal ein Beamter rein, deren Sterne an der Uniform nach und nach mehr werden, und fragen mich mit gebrochenem englisch, was ich da in der Border Zone gemacht habe. Jeden erzähle ich die gleiche Geschichte, die ich mir inzwischen zurecht gelegt habe: ich bin Tourist aus Deutschland, ich bin den ganzen Weg mit dem Fahrrad gefahren, ich habe im Internet gelesen, dass die Eisenbahnbrücke von dem berühmten Gustav Eiffel konstruiert wurde. Ich habe Architektur studiert und wollte unbedingt die Brücke von Gustav Eiffel sehen. Einer fragte mich vor einiger Zeit mal nach meinem Reisepass. Der ist in meinem Hotelzimmer, wir können gerne da hin fahren, damit er den Reisepass sehen kann. Nachdem ich dann schon gut eine Stunde in dem Raum saß, kam tatsächlich mal einer auf die Idee, dass wir jetzt zum Hotel fahren und den Reisepass anschauen. Zu meinem Erstaunen geben sie mir meinen Personalausweis zurück. Mit dem Polizeiauto geht es dann, übrigens in halsbrecherischer Fahrt über rote Ampeln und Reiffenquietschend um die Kurven fahrend, zum Hotel. Ich hole meinen Reisepass aus dem Zimmer. Der Polizist betrachtet ihn eingehend, und fragt nochmal nach, ob ich tatsächlich in Tudora eingereist bin. Dann bittet er die Rezeptionistin meines Hotels, den Pass und die Einreisestempel zu kopieren, und gibt mir den Pass danach wieder in die Hand. Ich denke schon: oh gut, dann ist das ja jetzt erledigt. Nix da, mitkommen sagt der Beamte höflich aber bestimmt. Also geht es wieder zurück zu meiner Zelle. Da kommt jetzt einer der, wenn ich richtig gezählt habe, inzwischen 5 Sterne an de Brust prangern hat, und fragt mich zum gefühlt 20sten mal, was ich an de Borde Zone gemacht habe. Der erklärt mit dann, ich hätte vorher eine Genehmigung bei der Grenzpolizei einholen müssen, dann wäre das gar kein Problem gewesen, die Brücke zu besichtigen. Na toll, und jetzt?, frage ich. Jetzt musst du eine kleine Strafe zahlen, und dann ist es erledigt. Es kommt ein neuer Beamter, der benötigt jetzt ungefähr noch mal eine Stunde um 3 Formulare in jeweils 2facher Ausfertigung auszufüllen. Dann soll ich zur Bank und 150 Leu (7,50€) einzahlen, und mit dem Beleg wieder zurück zur Grenzpolizei. Ich gebe zu bedenken, dass die Verständigung auf der Bank schlecht funktionieren wird, und ob sie mir nicht helfen könnten. Tatsächlich schickt der Beamte eine Azibine (gar keine Sterne an der Brust), die mit mir und dem schon bekannten Chauffeur, in der ebenfalls bekannten rasanten Fahrweise, zur Bank fährt. 150 Leu und 3 Unterschriften später, bin ich nach 2 ½ Stunden wieder ein freier Mann. Das beste ist dass wenigstens keiner auf die Idee kam, dass ich die Fotos wieder löschen müsste. So haben die 7,50€ und 2 ½ Stunden wenigstens eine kleinen Gegenwert.

 

Fix und fertig, und der fortgeschrittenen Zeit geschuldet, gibt es jetzt nur noch Abendessen und der Tag ist gelaufen.

 

Übernachtung im Hotel Villa Verde, 45€ mit Frühstück

 

Von Calarasi nach Ungheni

Eisenbahn Grenzbrücke Rep. Moldau - Rumänien, über den Fluss Pruth, von Gustav Eiffel