Transsilvanien mit dem Fahrrad - Teil 2

Etappen 13 und 14 - Brasov (Kronstadt) - Okland - Sighisoara (Schäßburg), ca. 150 Km

Montag, 10.07.2017, Brasov (Kronstadt) - Okland, 85 Km

Das nächste eigentliche Ziel ist Sighisoara (Schäßburg). Das sind auf meiner Rute etwa 150 Km, was mir dann doch einfach zu viel für einen Tag ist. Also muss ich sehen, wo ich zwischendrin übernachten kann. Campingplatz gibt es laut meiner Karten und Informationen keinen. Da liegt der einzige etwas größeren Ort Baraolt auf dem Weg, wo es laut Booking.com eine Pension gibt. Das sind aber unter 60 Km von Kronstadt, was mir wieder zu wenig ist. Wenn man bei Booking.com einen Ort eingibt, zeigt es auch Unterkünfte in der Umgebung an. So bekomme ich in Okland eine Pension Hanna angezeigt. Okland liegt genau auf meiner geplanten Route und sind von Kronstadt ca. 85 Km Die Pension buche ich dann auch und mache mich auf den Weg.
Der Weg aus Kronstadt heraus führt, wie immer erst mal 10-15 Km über eine stärker befahrenen Aus- und Einfallstraße. Dann wird‘s deutlich ruhiger vom Verkehr her. Plötzlich zeigt mein Tachometer keine Geschwindigkeit mehr an. Vermutlich die Batterie des Senders leer? Im nächsten Ort halte ich an einem Mixt Magazin, dem örtlichen Tante Emma Kramerladen, an. Ich baue die Batterie aus und zeige sie einer Gruppe Kaffee trinkender Männer, die vor dem Laden stehen und frage durch Gestik, ob jemand vielleicht
wüsste, wo ich hier so eine kaufen könnte.

Tatsächlich gibt es gleich über dem Magazin einen Kurzwaren Laden mit allem Möglichen Haushalts- und Lebensbedarfs Artikeln, und der hat auch wirklich genau die passende Knopfzelle die ich brauche, für umgerechnet 1,50 €. Ich bin begeistert!
Die Nebenstraßen sind heute alle gut geteert, und so komme ich recht flott voran. Die letzten 10 Km vor Okland ändert sich die Landschaft von zuvor unbewaldet sanft hügelig, in etwas höhere plötzlich bewaldete Hügel. Natürlich muss ich über diese bewaldeten Hügel drüber. Es geht dann so ca. 200 Höhenmeter auf einen kleinen Sattel, und auf der anderen Seite nach Okland hinunter. Ist mal eine schöne Abwechslung, durch eine bewaldete Landschaft zu fahren, außerdem ist es etwas kühler. Es hat bestimmt wieder ca. 30°. Bär begegnet mir aber auch hier mal wieder keiner.
Okland ist ein kleines Dorf mit ca. 1000 Einwohnern, in dem es genau einen Mixt Market, 2 Kirchen und sonst nix gibt, Ach ja, doch meine Pension Hanna gibt‘s noch. Sie befindet sich auf einem Grundstück, auf dem noch eine alte Wohnhaus Ruine steht. Zuerst befürchte ich, es wird doch nicht die Ruine sein? Dann taucht aber im hinteren Teil des Grundstücks ein ziemlich moderner Neubau auf. An einem Schild am Haus steht, dass es mit EU Fördermitteln zur Förderung von Tourismus in ländlichem Raum (Agro Tourismus) finanziert ist. Das Zimmer ist super schön, modern und sauber. Ich bin der einzige Gast. Am Abend kommt der Hausherr, Ion (John), der einigermaßen gut englisch spricht. Zur Begrüßung gibt es gleich mal ein Stamperl Schnaps. Es ist ein selbstgebrannter Schnaps aus Weintrauben, gar nicht schlecht aber mit ziemlich viel Umdrehungen. Es folgt natürlich ein 2. Und ein drittes Glas Schnaps. Gut, die Flasche ist zum Glück leer denke ich. Ich hab eh schon leicht einen Sitzen. Da meinte Ion, er möchte mich zu einer kleinen Weinprobe einladen. Weinprobe, hier in dem Nest, denke ich??? Naja, ablehnen geht natürlich nicht und so sage ich zu. Wir gehen in den Garten, und er öffnet eine versteckte Blechtüre eines Erdkellers. Über ein paar Stufen geht es in den ca. 5 qm großen Keller unter der Erde. Es ist noch der Original Keller des alten Wohnhauses der Großeltern seiner Frau. In dem Keller steht ein Stahlfass, mehrere Kunststoff Tanks und Holzfässer, in denen sich offenbar der versprochene Wein befindet. Wein ist sein ganz spezielles Hobby und er erzählt mir
ein bisschen was, wie er hier mit dem Wein experimentiert. Ich frage, woher er die Weinreben hat, ich habe hier in der Gegend keine Weinberge gesehen. Die Reben kauft er. Aber jetzt geht es natürlich ans probieren seiner Köstlichkeiten, weswegen wir ja auch hier sind. Übrigens, Ion ist hier im Dorf der Polizei Chef! Ich muss natürlich alle Reife-stufen probieren. Wir unterhalten uns nebenbei über alles Mögliche wie z. B. sein Polizisten Job in einem 100 Seelen Dorf, seine Familie mit 3 Kinder, die Lebensbedingungen in Rumänien…. Mir viel beim Herfahren schon auf, dass seit einigen Dörfern die Ortsschilder alle in Rumänisch und Ungarisch sind. Ion bestätigt mir, dass das eine Gegend mit 99 % ungarischer Bevölkerung ist. Seine Frau ist auch Ungarin, er ist aber 100% Rumäne. Es wird auch fast nur ungarisch gesprochen.

Ach ja, und dann sind da noch die Gypsies (polit. unkorr. Zigeuner) die Roma. Es ist ziemlich deutlich herauszuhören, dass er als Polizist und überhaupt die ungarische Bevölkerung nicht so gut auf sie zu sprechen sind. Da sind die aus Indien eingewanderten, die arbeiten nix, lungern nur herum und leben auf Kosten anderer, und überhaupt, wenn es Probleme im Ort gibt, dann immer NUR mit den Zigeunern. So kommen wir natürlich auch auf das derzeitige Flüchtlings Thema in der EU, wo er eine ähnliche Meinung vertritt. Dann kommt noch ein Kollege von ihm dazu, der u. A. auch rel. gut deutsch spricht. Und so diskutieren wir noch lange, mit langsam deutlich ansteigendem Alkohol Pegel, über Gott und die Welt. Wirklich sehr nette Leute, die Polizisten hier. Wenn das mal keinen dicken Kopf und flauen Magen am nächsten Tag gibt.

Oben: zwischen Brasov und Okland - Unten: in Okland

Dienstag, 11.07.2017, Okland - Sighisoara (Schäßburg), 65 Km

Der erwartete dicke Kopf und flaue Magen bleibt dann doch erstaunlicherweise aus. Ich kann sogar zum Frühstück richtig zuschlagen. Es wird mal wieder viel zu viel aufgetischt.
Heute geht es nach Sighisoara (Schäßburg), das ca. 65 Km in nordwestlicher Richtung liegt. Gleich hinter Okland geht es über einen Hügel, hinter dem mich ein in Rumänien bisher selten zu sehender See erwartet. Als ich näher komme, sehe ich dass es künstlich angelegte Seen sind. Vermutlich ist diese Senke recht sumpfig gewesen, und man hat wohl das Wasser in diesen Seen gesammelt um die Gegend trocken zu legen. Als ich gestern Ion fragte, was denn Touristen in dieser Gegend machen sollen (wegen EU Förderung von Tourismus), meinte er, man könne hier fischen und jagen. Jetzt weiß ich was er mit fischen gemeint hat. Die Landschaft ist ähnlich wie am Vortag, leicht hügelig, mal mehr, mal weniger Wald. Nach einiger Zeit hört dann die Teerstraße mal wieder auf und geht in eine Piste über. Bisher lief von meiner körperlichen Verfassung alles recht gut, außer dass es heute sehr heiß ist. Es weht kein Lüftchen und es ist kein Wölkchen zu sehen. Jetzt geht die Piste auch noch aufwärts, und zwar richtig, ca. 250 Höhenmeter mit 7 -10 % Steigung.

Das ist zwar eigentlich auf einer normalen Straße kein Problem, aber bei der Piste, mit meinen 30 Kg Gepäck und ohne Schatten komme ich doch ziemlich ins schwitzen. Nach 10 Km Piste komme ich nach Darjiu (deutsch Darsch). Darsch ist ein kleiner Ort, der aber eine sehr schöne, gut restaurierte Kirchenburg hat. Das Dorf ist uralt, erstmals erwähnt 1334. Das Dorf war im Mittelalter Teil des sog. Oderhellestuhls, der wichtigste von den sieben Verwaltungsgebietseinheiten (Stühle) der Szekler in Siebenbürgen. Daher kommt auch der Name Siebenbürgen, da es ursprünglich zu der Zeit eben diese sieben Verwaltungseinheiten, also Stühle gab. Da dieses Dorf geschichtlich so wichtig ist, wurde die Kirchenburg, wie viele andere auch, von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt und mit entsprechenden Fördergeldern schön restauriert. Ich nutze die Gelegenheit hier zu einer kurzen Besichtigung und zum Auffüllen meiner Wasservorräte. Außer mir sind noch ganze 2 andere Touristen da. Das liegt sicher auch daran, dass diese Kirchenburg doch sehr abgelegen liegt und nicht so vermarktet wird, wie z. B. Biertan. Ab hier geht es, zu meiner Freude, auf einer Teerstraße weiter. Allerdings hält diese Freude nicht allzu lange an und es folgt wieder eine Piste. Soviel zur Abgelegenheit des Dorfes Darsch. Diese Piste ist aber noch deutlich schlechter als die vorherige. Sie ist richtig grob-schotterig und von Schlaglöchern nur so übersät. Trotz, dass es zwar ständig leicht bergab geht, komme ich nur sehr langsam voran. Das Ausweichen der Schlaglöcher gleicht einer Slalom Fahrt. Außerdem möchte ich auch keine Reifenpanne oder gar einen Speichen Bruch riskieren, denn mit meinem Gewicht rummst das ganz schön wenn ich doch ab und zu mal in eines hineinrausche. Insgesamt merke ich jetzt, dass sich die Investition in andere etwas dickere Reifen mit Profil, die ich mit rel. wenig Luft fahre, wirklich gelohnt hat. Man rollt dann doch deutlich weicher über die Unebenheiten. Nach gut 2 Stunden und 15 Km auf dieser Holperpiste erreiche ich dann endlich die große Hauptstraße, die die letzten 15 Km nach Schäßburg hinein führt. Alles zusammen, die schlechte Straße, die Steigungen, die Hitze und viell. doch der Alkoholkonsum des Vorabends, komme ich dann ziemlich geschafft in Schäßburg an und ruhe mich erst mal 2 Stunden aus.
Schäßburg ist, wenn man einen Vergleich zu einer deutschen Stadt sucht, vielleicht das rumänische Rothenburg ob der Tauber. Die Altstadt liegt malerisch auf einem Hügel, vollständig von einer Stadtmauer mit vielen Zunfttürmen umgeben. Das Wahrzeichen ist der Stundturm, durch den man die Altstadt betritt. Innerhalb der Zitadelle befinden sich zahlreiche alte, pastellfarbene schöne Bürgerhäuser und viele verwinkelte, mit Flusssteinen gepflasterte Gässchen. Hier soll vermutlich auch Fürst Vlad Tepes III (Dracula) geboren sein, ist aber nicht 100 % bewiesen. Alles in Allem eine wirklich bezaubernde kleine alte Stadt, wo es Spaß macht, einfach so durch die Gassen zu schlendern. Der Tourismus hält sich auch noch einigermaßen in Grenzen

von Brasov nach Schäßburg - re. unten - die Kirchenburg Darjiu (deutsch Darsch)

Mittwoch, 12.07.2017, Schäßburg

Eigentlich möchte ich heute einen Tagesausflug in das 30 Km entfernte Biertan (welches ich gestern schon erwähnt hatte) machen. Nach dem Frühstück packe ich meine Sachen zusammen und mache mich auf den Weg. Der Himmel sieht zunächst zwar bewölkt, aber nicht regnerisch aus. Als ich dann aber über die erste Hügelkuppe fahre, wird es immer dunkler und dunkler, bis ich dann entfernt auch die ersten Blitze sehe. Genau aus der Richtung in die ich fahre. Das sieht so bedrohlich aus, dass ich tatsächlich wieder umdrehe. Jetzt wird’s auch über Schäßburg ziemlich finster und ich beeile mich, wieder in meine Pension zurück zu kommen. Und tatsächlich, genau als ich mein Rad in die Einfahrt der Pension schiebe, kommen die ersten dicken Tropfen vom Himmel. Puh, das ist timing. Und dann geht’s aber richtig zur Sache. Fast 3 Stunden lang tobt das Gewitter mit Starkregen über der Stadt. Als es wieder aufgehört hat und langsam wieder sonnig und trocken wird, ist es für mich zu spät um, die hin und zurück 60 Km, nach Biertan zu fahren. So beschließe ich, den Nachmittag noch mit Tagebuch- und Ansichtskarten schreiben zu verbringen. Später mache ich nochmal einen Spaziergang durch die Altstadt und an der Festungsmauer entlang, um mir die sog. Zunfttürme genauer an zu schauen.

Etappen 15 und 16 - Sighisoara - Sovata - Targu Mures, ca. 135 Km

Donnerstag, 13.07.2017, Sighisoara - Sovata, 78 Km

Morgens ist es noch etwas nebelig, der verzieht sich aber dann und es wird wieder richtig schönes Wetter. Von Sighisoara geht’s die ersten 10 Km wieder auf der Hauptstraße in Richtung osten. Dann biege ich auf eine kleine Nebenstraße in Richtung norden ab. Ich befinde mich auf einer Höhe von ca. 400 m und es ist alles sehr grün. Zwischen den teilweise bewaldeten Hügeln liegen kleine Dörfer und auf manchen grünen Grashügeln weiden Kühe. Nach etwa 45 Km biege ich mal wieder auf eine Schotterpiste ab und es geht natürlich auch wieder bergauf. Es ist bereits Mittag und auch schon wieder ziemlich schweißtreibend. In der Ferne sehe ich einen bedeckten Himmel. Langsam aber stetig geht es bis auf ca. 780 m hoch. Auf der Passhöhe befindet sich das Örtchen Atia. Als ich die ersten Häuser erreiche, fängt es an zu tröpfeln. Das Tröpfeln wird immer stärker, und ich schaue mich schon nach einer Möglichkeit zum Unterstellen um. Gerade als es dann so richtig schwarz wird und der erste Blitz zu sehen ist, biege ich auf eine kleine Kreuzung ab, und da steht doch tatsächlich ein kleines Wartehäuschen aus Holz. Ich flüchte mich gleich unter das Dach und kann sogar Mustang mit samt meinem Gepäck auch noch halbwegs ins Trockene bringen. Mann hab ich mal wieder Dusel, dass genau im richtigen Moment so eine Bushaltestelle mit Dach da ist. Der Regen steigert sich die nächsten 15 Minuten stetig, so dass die Kreuzung nach wenigen Minuten aus einem regelrechten See besteht.

Es gießt wirklich, was nur geht. Selten habe ich so einen Regen erlebt. Ich nutze die Gelegenheit und mache gleich mal Brotzeit. Nach etwa 45 Minuten ist der Spuk vorbei und der See auf der Kreuzung hinterlässt den ganzen Schlamm, der von den beiden auf die Kreuzung zulaufenden Straßen angespült wurde. Nach einer Stunde wage ich die Weiterfahrt. Es geht auf der Piste nun wieder die ca. 350 Höhenmeter hinunter, und ich bin schon auf den Zustand nach dem Unwetter gespannt. Ich werde jedoch mal wieder positiv überrascht. Die Straße ist zwar nach wie vor ungeteert, aber sie soll ganz offensichtlich demnächst geteert werden. Der Untergrund ist dafür schon vorbereitet. Weiter unten wird sogar fleißig mit schwerem Gerät gearbeitet. Daher läuft das jetzt sehr gut und ich komme flott voran. Die letzten 20 Km nach Sovata sind dann wieder eine gute Straße, auf der mich aber dann doch nochmal ein Regenschauer erwischt. Aber der war harmlos gegen das auf dem Pass.
Sovata ist ein alter Kurort auf 500 m gelegen und von Hügeln mit Misch- und Tannenwäldern umgeben. Es liegt im Szeker Land, in welchem überwiegend ungarische Bevölkerung lebt. Schon im 19. Jahrhundert war Sovata ein beliebter Kurort. 2009 wurde der Ort einer gründlichen Sanierung unterzogen und viele Häuser im alten Stiel des 19. Jahrhunderts wieder aufgebaut. Das besondere an Sovata ist der Bärensee, der wegen seiner Form so genannt wird. Der Bärensee und noch 5 weitere kleine (sehr kleine) Seen sind Salzseen.
Morgen werde ich mir die Umgebung hier genauer ansehen und ein natürlich ein Bad im Bärensee nehmen.

Zwischen Sighisoara und Sovata

Freitag, 14.07.2017, Sovata

Wie erwähnt handelt es sich hier um eine Salz Gegend. In Praid, ein paar Km von hier gibt es eines er größten Salz Bergwerke Europas, wo schon seit Jahrhunderten Salz abgebaut wird. Der Bärensee und die anderen kleinen Salzseen sind 1875 durch Einbrüche und Rutschungen des Salzkarst Gebirges entstanden. Zudem kommt noch, dass vor Allem der Bärensee eine Besonderheit aufweist. Er ist nämlich der größte Solarthermische See der Welt. Diese Thermie wird auch Heliothermie genannt. Das Wasser wird durch die Sonneneinstrahlung erwärmt. Durch den sehr hohen Salzgehalt erwärmt sich das Wasser sehr stark. Normalerweise steigt ja warmes Wasser nach oben, weil es leichter ist. Da aber der Salzgehalt so hoch ist (beim erwärmtem Wasser noch höher als beim kalten Wasser), hat es eine höhere Dichte und sinkt nach unten. Der ganze See ist etwa 20 m tief. An der Oberfläche hat der See im Sommer ca. 20°-24°, da er von zwei Flüssen gespeist wird. In den tiefen Lagen beträgt die Temperatur zwischen 50° und 60°. Der Salzgehalt ist übrigens fast so hoch wie im Toten Meer, nämlich 250g/l (Totes Meer 280g/l). Um die Heliothermie zu schützen ist das Baden im See zwischen 13 und 15 Uhr verboten, um die Schichten nicht zu sehr durcheinander zu wirbeln. Siehe letztes Foto unten!
Ich mache also einen ausgiebigen Spaziergang und schaue mir die einzelnen Seen an. Am schönsten finde ich den kleinen Roten See. Wegen des hohen Gehalts an Eisensulfat. Hinter dem Roten See befinden sich kleine Salzberge. Eigentliche unterirdischer Salzkarst, das durch Erdrutsche freigelegt ist. Diese Salzkristalle sehen sehr bizarr aus. An einem weiteren See gibt es um den See herum lauter kleine Schlammlöcher, an denen sich die Leute von oben bis unten mit schwarzem Schlamm einreiben. Der schwarze Schlamm ist sehr reich an Kalzium- und Eisensulfat und soll eine anerkannte Heilwirkung für alles Mögliche haben. Da ich für meine Radeltour gesunde Beine Brauche, denke ich mir, tue ich diesen mal was gutes und streiche sie bis zu den Knien mit dem Schlamm ein. Der braucht dann so ca. 1 Stunde, bis der vollständig eingetrocknet ist und eine dünne harte Schicht auf der Haut bildet. Danach wird der Schlamm in einem kleinen vorbeifließenden Bächlein wieder abgewaschen. Am Nachmittag muss ich natürlich dann noch im Bärensee baden. Der Effekt des hohen Salzgehaltes ist wirklich wie im Toten Meer. Man kann praktisch nicht wirklich untergehen. Wenn man ohne Bewegung im Wasser steht, zieht es einem die Beine langsam nach hinten an die Wasseroberfläche.

Obwohl es sich hier für rumänische Verhältnisse um Massentourismus handelt, finde ich, hält sich der Trubel doch noch einigermaßen in Grenzen. Das Publikum ist auch bunt gemischt, von der Jungen Familie mit Kind bis zum Rentner Ehepaar ist alles vertreten. Nur in den Geschäften und Restaurants fällt mir auf, dass die sonst so sehr von mir gelobte Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Rumänen, hier deutlich zu wünschen übrig lässt. Aber das ist glaube ich auf de ganzen Welt so, wo Massentourismus stattfindet. Insgesamt gefällt es mir hier sehr gut, und ich könnte mir sogar vorstellen, mal ein paar Tage mehr hier zu verbringen.

Die Salzseen von Sovata

Samstag, 15.07.2017, Sovata - Targu Mures (Neumarkt am Mieresch), 55 Km

Nach einem ausgiebigem Frühstück auf der Hotelterrasse, bin ich um 10:30 unterwegs. Heute sind es nur 55 Km, aber doch auch wieder ca. 500 Höhenmeter. Es gibt hier einen sogenannten alten Salzweg, der von Sovata nach Targu Mures führt. Auf diesem Weg wurde früher das Salz nach Targu Mures transportiert und dort an die Händler verkauft. T. M. war früher ein wichtiger Handels Knotenpunkt. Zuerst führt der Weg an der heutigen Straße Nr. 135 über einen ca. 700 m hohen Pass, bevor er dann dahinter von der befestigten Straße abbiegt. Es sieht mir an der Abzweigung schon nach einem eher schmalerem Weg aus. Da ich im Vorfeld keine Infos darüber gefunden habe, ob dieser Weg mit dem Fahrrad befahrbar ist, gehe ich das Risiko nicht ein, mit meinem Ganzen Gepäck vielleicht irgendwo nicht weiter zu kommen und umdrehen zu müssen. Ich beschließe auf der Straße nach Targu Mures weiterzufahren und evtl. morgen den Weg in die andere Richtung ohne Gepäck zu versuchen. Auf dem weiteren Weg nach T. M. komme ich durch einige Dörfer, die am Dorfrand kleine regelrechte Slum Siedlungen aufweisen. Total heruntergekommene, schmutzige verfallene Hütten, in denen wohl eine der Zigeuner Volksgruppen lebt, Ich weiß nicht welche, es gibt da ja mehrere verschiedene. Es ist jedenfalls deutlich zu sehen, dass diese Menschen hier unter unwürdigen Bedingungen leben. Und das in einem Land, das seit über 10 Jahren EU Mitglied ist und vermutlich auch einiges an Fördergeldern erhalten haben dürfte. Ich habe mal einen Bericht von Bulgarien gesehen, dass dieses Problem dort noch recht stark sein soll. Offenbar gibt es das aber auch hier in Rumänien. Aus irgendwelchen Gründen scheinen diese Menschen hier nicht von dem, für mich bisher deutlich sichtbar, gestiegenen Wohlstand und Ausbau der Infrastruktur, (der hier sicher auch maßgeblich durch die EU Mitgliedschaft in den letzten 10 Jahren stattfand) mit zu profitieren.
Targu Mures hat heute ca. 130.000 Einwohner und ist wohl auch kräftig am Wachsen, wie ich am Stadtrand durch das entstehen vieler neuer Wohnblocks erkennen kann. Vom Stadtbild her finde ich T. M. jetzt nicht ganz so beeindruckend, dennoch gibt es einige ganz schöne Gebäude in der Altstadt. Vor allem fällt der schöne Kulturpalast und die Kreis Präfektur auf. Es gibt auch eine alte Zitadelle , ist aber nicht so aufregend. Wenn man hier ist, lohnt ein kurzer Besuch sicherlich, aber man braucht m. E. nicht der Stadt wegen extra herfahren. Für mich liegt’s halt mal wieder auf dem Weg.

Targu Mures - (Neumarkt am Mieresch)

Sonntag, 16.07.2017, Alte Salzstraße zw. Targu Mures und Sovata

Wie gestern schon angekündigt, fahre ich heute, von Targu Mures aus, die alte Salzstraße in Richtung Sovata. Das Wetter ist so einigermaßen. Zwar kühl und bedeckt, aber es regnet nicht. Ich fahre die Straße hauptsächlich auch, um festzustellen, ob ich sie gestern mit meinem ganzen Gepäck in die andere Richtung fahren hätte können, oder ob ich es richtig gemacht habe indem ich auf der Teerstraße geblieben bin. Am Anfang ist es eine rel. breite Schotterstraße, die dann erst mal wieder einen Berg hoch geht. Nach einiger Zeit komme ich an einer Schafherde vorbei. Am Straßenrand sitzt jemand, der dann aufsteht als ich näher komme. Es ist eine Schäferin mit einem kleinen Hündchen. Der interessiert sich gar nicht für mich, und ich atme schon erleichtert auf, als plötzlich doch noch der echte Hirtenhund bedrohlich kläffend angelaufen kam. Die Hirtin wusste also schon warum sie aufgestanden ist. Sie pfeift den Hund zurück. Kurz darauf die nächste Schafherde und diesmal kommen gleich drei Hunde knurrend und bellend angelaufen. Auch an diesen komme ich dank des wachsamen Schäfers gut vorbei. Weil ich grade bei den Hirtenhunden bin, füge ich hier gleich die dritte und heikelste Situation von heute hinzu, die aber erst 30 Km weiter eintrat. Wieder eine Schafherde auf einer sehr beschwerlichen steilen Schotterstraße. Ich bin noch weit entfernt, kommt schon der erste Hund angerannt. Ich sehe einen Zaun, und der Hund ist erst mal hinterm Zaun. Ich denke, gut, da kann ja nicht viel passieren. Als ich weiterfahre, kommt ein Stück, wo es auf das Grundstück geht, und kein Zaun mehr da ist. Der Hund kommt natürlich heraus und stellt sich mir quasi in den Weg. Der Schäfer ist weit weg, ist aber natürlich durch seine Hunde auf mich aufmerksam geworden. Als ich am Tor bin, kommt ein zweite Hund angelaufen und gesellt sich zum Ersten. Ich bin inzwischen abgestiegen und versuch mein Fahrrad zwischen mich und die Hunde zu bringen und irgendwie langsam weiter den Weg entlang zu gehen. Der Hirte kommt gaaanz gemächlich an und gibt irgendwelche Kommandos. Der eine Hund hört darauf und läuft wieder zurück aufs Grundstück. Der Erste aber ist ein besonders hartnäckiger. Obwohl ich schon ein ganzes Stück weiter gegangen bin, lässt er nicht locker und verfolgt mich. Einige male kommt er wirklich bedrohlich nahe an mich heran. Erst als ich ziemlich energisch und fast schon nicht mehr ganz nett in Richtung Schäfer zu verstehen gebe, er solle doch jetzt endlich seinen Hund mal bändigen, spricht dieser ein Machtwort. Phuu, Für heute reichts mir aber mit den Hunden.
So, nun zum Weg. Es geht mehrmals auf und ab, insgesamt ca. 700 Höhenmeter aufwärts, auf zum Teil schon sehr beschwerlicher Piste. Teilweise musste ich sogar schieben. Wegen der Landschaft lohnt der Weg eigentlich auch nicht wirklich. Erst ziemlich zum Schluss, beim letzten ca. 700 m Hohen Pass habe ich einen wirklich tollen Ausblick, sogar mit einem Gipfelkreuz. Insgesamt ca. 30 Km Piste. Bei einigermaßen trockenem Wetter und ohne Gepäck zwar fahrbar, aber nicht wirklich ein Genuss. Also denke ich, gestern alles richtig gemacht und auf der Straße geblieben
.

Etappe 17 - Targu Mures - Cluj Napoka (Klausenburg), ca. 110 Km

Montag, 17.07.2017, Targu Mures - Cluj Napoca (Klausenburg) 110 Km

Heute ist wieder stahlblauer Himmel. Das wird ein anstrengender Tag. Ich habe heute 110 Km und einige Steigungen mit insgesamt (laut GPS Gerät) 1200 Höhenmeter vor mir. Also schlage ich mir beim Frühstück noch mal den Bauch voll, und um 9:20 Uhr sind Mustang und ich wieder On The Road.
Aus der Stadt raus geht es ganz gut, und ich komme gleich auf eine weniger befahrene Straße. Die Landschaft ist Anfangs recht unspektakulär, halt Hügellandschaft wie schon seit längerem. Nach der ersten oder zweiten Steigung komme ich in eine Art Hochtal, in dem sich mehrere kleinere und größere Seen aneinander reihen. Die Seen sind links und rechts von Hügeln eingerahmt und das Tal ist nur dünn Besiedelt. Erst am Ende des Tals kommt der Ort Zau de Campie. Eigentlich ein traumhaft schönes Tal, in dem man sicherlich ein wenig Tourismus aufziehen könnte. Viell. den ein oder anderen Campingplatz, Pensionen, Wassersport wie Segeln, Surfen, Fischen oder Ruderboote verleihen… . Diesbezüglich findet hier aber rein gar nichts Statt. Einerseits schade, andererseits gut, da die Landschaft so noch sehr ursprünglich ist. Hinter dem Ort geht es dann erst richtig los mit den Steigungen
.

Es sind zwar keine sehr langen und sehr steilen Anstiege, aber mit meinem Gepäck und bei den Temperaturen (ca. 25°-30°) mühe ich mich doch etwas ab. Zumal ich eh kein großer Freund von Bergradeln bin. Aber hier ist es nun mal hügelig und da muss ich jetzt durch. Es geht immer so ca. 150-200 Hm rauf und wieder runter. Irgendwann, ich glaube nach der 3. Oder 4. Steigung habe ich dann aufgehört zu zählen und nach jeder Steigung gehofft, dass das jetzt die letzte war. Da bin ich aber noch ein paar mal enttäuscht worden. Plötzlich ändert sich die Landschaft dann schlagartig in eine fast schon bizarr anmutende fast komplett baumlose Hügellandschaft. Wenn ich‘s nicht wüsste würde ich fast denken, auf einer Hochebene im mongolischen Altai Gebirge zu sein, und nicht in den rumänischen Vorkarpaten. Von den nun wirklich letzten Hügeln aus bieten sich tolle Blicke in Richtung Süden, wo entfernt die Karpatengipfel zu erkennen sind. In der anderen Richtung blicke ich kilometerweit über eine Sanfte Hügellandschaft hinweg. Dabe befinde ich mich lediglich in einer Höhe von ca. 500m. Vermutlich liegt es daran, dass diese Hügellandschaft einfach so großflächig und weitläufig ist. Damit bin ich jetzt für die Strapazen der vielen Anstiege entlohnt. So liebe ich es. Die letzten 15 Km geht es dann recht flott in die 2. Größte Stadt Rumäniens, Klausenburg, mit ca. 350.000 Einwohnern, die ich morgen ausgiebig besichtigen werde.

Dienstag, 18.07.2017, Besichtigung Cluj (Klausenburg)

Wie schon erwähnt, eine rumänische Großstadt mit ca. 350.000 Einwohnern. Die allererste Ansiedlung mit dem Namen Napoca ist aus der Daker Zeit (ca. ab 5. Jhd v. Chr.), noch vor den Römern. Unter den Römern stieg die Siedlung dann zur Colonia Aurelia Napoca auf. Nach den Römern wurde das Land dann von diversen durchziehenden Wandervölkern teilweise verwüstet und die Stadt geriet fast in Vergessenheit. Erst als die Ungarn das Sagen hatten und im 13. Jahrhundert deutsche Kolonisten ansiedelte, blühte die Stadt wieder neu auf unter dem Namen Klausenburg. Der Ungarische König Matthias Corvinius (15. Jhd.) wurde hier geboren.
Heute hat die Stadt alles, was eine Besichtigung wert ist. Schöne Bauten aus der Habsburger Zeit, sehenswerte Kirchen, schicke Restaurants und Cafés, Universitäten und viele Junge aufgeschlossene Menschen. Anfangs habe ich jedoch ein bisschen Schwierigkeiten die schönen Seiten der Stadt zu finden und zu erkennen. Zunächst war es erst mal eine laute, verkehrsreiche Stadt, bei der ich einen eindeutigen Stadtkern vermisste. Auf den 2. Blick aber freunde ich mich immer mehr mit der Stadt an. Man muss nur die richtigen Ecken finden. Z. B. den Museumsplatz, die Markthalle, oder die kleine kopfsteingepflasterte Fußgängerzone, welche von schönen alten Fassaden aus vergangener Glanzzeit eingerahmt ist. Es wird derzeit noch sehr viel restauriert und bei vielen eigentlich schönen Gebäuden bröckelt der Putz ganz schön, aber es gibt auch durchaus sehr moderne Bauten, die sich in das alte Stadtbild mischen.

Quirlige Stadt - Szenen in Klausenburg

Etappe 18 - Cluj Napoca - Zalau, ca. 100 Km

Mittwoch, 19.07. 2017, Cluj - Zalau, 98 Km

Nun geht es schon ziemlich deutlich wieder in Richtung Ungarn. Der direkteste Weg von Cluj nach Ungarn, Debrecen, würde eigentlich über Oradea führen. Das Problem ist nur, dass es in diese Richtung nur die großen Hauptverkehrsstraße gibt. Ich habe lange vor der Karte gegrübelt, ob es nach Oradea evtl. doch irgendeinen Weg über Nebenstraßen gibt. Das wäre aber wirklich nur mit unverhältnismäßig großem Umweg und größeren Steigungen machbar. So habe ich einen Weg gefunden, der etwas weiter nördlich über Zalau und Marghita nach Debrecen führt, dafür aber fast nur auf Nebenstraßen.
Das Wetter ist wieder super und verspricht Temperaturen von über 30°. Knapp Hundert Kilometer und wieder ca. 750 Höhenmeter sind keine kleine Etappe, und so mache ich mich möglichst früh auf die Socken. Morgens ist es immer noch angenehm kühl, und ich komme ganz gut vorwärts. Wie die angekündigten Höhenmeter vermuten lassen, ist es nach wie vor einfach nur hügelig. Die Hügel sehen zwar hinter jeder
Biegung und nach jedem kleinen Sattel oder Hügelkuppe anders aus, für unbeteiligte dürften meine Beschreibungen aber vermutlich seit Tagen immer gleich klingen. Daher spare ich mir heute mal eine detaillierte Beschreibung. Das einzig Neue ist, dass plötzlich in einigen Dörfern uralte Holzkirchen stehen. Deren Renovierung zum Teil mal wohl mit EU Geldern finanziert wurden. Sie sehen ja ganz nett aus, aber ich frage mich schon, was bei der Renovierung eines so kleinen Holzkirchleins, umgerechnet 1,5 Millionen Euro kostet? Das sind aber wohl mal wieder so Pauschalbeträge, für die dann bestimmte Auflagen wie z. B. eine Toilette und, ja richtig, ein Behinderten Parkplatz, mit dabei ist??? Ich traue mich wetten, dass ich seit Langem der erst Tourist bin, der hier vorbeikommt. Und als ich dann mal eine der EU geförderten Toiletten in Anspruch nehmen will, (hätte sie wirklich dringend gebraucht, da ich seit 2 Tagen ein wenig mit Montezumas Rache zu tun habe), ist diese natürlich verschlossen, genauso wie die Kirche Selbst auch. Ich bin sicher, die Toilette wurde noch nie benutzt.

Am Nachmittag macht mir die Hitze dann doch wieder ziemlich zu schaffen und ich komme nicht mehr so flott voran. Ab und zu halte ich mal an einem Mixt Magazin in den kleinen Dörfern an und kaufe mir ein gekühltes zuckerhaltiges Getränk, das ich dann im Schatten trinke. Am späten Nachmittag komme ich in Zalau an. Zalau ist eine 60.000 Einwohner Kleinstadt, mit etwas Industrie (u. A. Michelin Werk Rumänien), die aber absolut kein Historisches Stadtbild hat. Liegt halt für mich auf dem Weg und ist der einzige Ort mit Übernachtungsmöglichkeit.

 

Die alten Holzkirchen zwischen Cluj und Zalau

Etappe 19 und 20 - Zalau - Marghita - Debrecen (Ungarn),  ca. 145 Km

Donnerstag, 20.07.2017, Zalau - Marghita, 75 Km

75 Km hört sich relativ entspannt an. Wäre es auch, wenn nicht wieder ziemliche Hitze von über 30° angesagt wäre. Steigungen sind heute nicht mehr so tragisch. Ich merke jetzt schon ziemlich deutlich, dass die Hügel immer niedriger werden. Teilweise sieht man schon recht weit ins flache hinaus. Irgendwo kurz hinter Zalau habe ich übrigens Siebenbürgen verlassen und bin jetzt irgendwo an der Grenze zwischen Kreischgebiet und Maramures. Zwischendrin ist die Straße dann mal wieder für 10 Km ungeteert, aber rel. gut befahrbar. Insgesamt habe ich es wieder ganz gut erwischt, was den Verkehr anbelangt. Ich denke das war auf jeden Fall die bessere Alternative, als über die große Bundesstraße nach Oradea. Marghita ist ein kleines ca. 10.000 Einwohner Städtchen, das eigentlich auch nichts bietet, wie Zalau. Aber es gibt ein Thermalbad, und dort auch einen Campingplatz. Oder zumindest so etwas ähnliches. Es ist einfach das Gelände des Thermalbades, auf dem auch einige wenig einladende Häuschen zum Übernachten stehen. Sanitäre Anlagen sind marginal. Soll heißen, Toilette ist vorhanden, Dusche ist die vom Thermalbad. Sauberkeit, na ja! Aber für eine Nacht geht es schon mal. Ich hab einfach mal wieder Lust auf Camping.

Freitag, 21.07.2017, Marghita (Rumänien) - Debrecen (Ungarn), 67 Km

Heute Nacht habe ich rel. schlecht geschlafen. Zuerst war es noch so warm, dass ich nicht einschlafen konnte, dann haben die Dorfhunde die ganze Nacht immer wieder gekläfft, so dass ich ständig wieder aufgewacht bin. Irgendwann bin ich mal aufs Klo und habe den Zelteingang solange offen gelassen. Das war ein großer Fehler, denn dann hatte ich mindestens 4 oder 5 Mücken im Zelt. Ich glaube jeder weiß was das heißt.
Um 10 Uhr ist das Zelt abgebaut und Mustang gesattelt. Zuvor war mal wieder Kette säubern und frisches Öl angesagt. Heute verlasse ich Rumänien und fahre die letzte Woche wieder durch Ungarn bis Budapest. Ich war nun knapp 4 Wochen in Rumänien, und ich muss sagen, mir fällt nichts wirklich negatives zu berichten ein. Ich habe durchwegs keine schlechten Erfahrungen gemacht. Die Menschen waren alle sehr freundlich und hilfsbereit, aber auch nicht aufgesetzt nett. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass diese Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft einfach echt ist. Ich hatte auch nie ernsthaft Angst, außer vielleicht ein wenig bei den Hunde Attacken. Um mein Fahrrad
hatte ich manchmal schon ein klein wenig Angst, wenn ich es nicht von der Straße weg abstellen konnte. Ist aber bis jetzt alles gut gegangen, viell. war das auch ein bisschen unbegründete Angst?

Nach ca. 30 Km erreiche ich die ungarische Grenze. Der Ausweis wird kontrolliert, dann kann ich weiter fahren. Sofort hinter der Grenze fällt als erstes auf, dass es einen richtigen Überland -Fahrradweg gibt. So etwas hatte ich seit Wochen nicht mehr. So ziemlich ab der Grenze wird es auch echt total eben. Kein Hügelchen mehr. Dafür bläst wieder ein bisschen Wind aus Osten. Das ist auch gar nicht so schlecht, obwohl es Gegenwind ist, denn es wird schon wieder verdammt heiß. Im ersten ungarischen Dorf kaufe ich mir einen gekühlten Eistee. Mein mitgeführtes Wasser kocht bereits. Die Uhr wird wieder eine Stunde zurück gestellt. Um ca. 14:30 Uhr erreiche ich , knapp einem Hitzeschlag entkommen, mein Hotel für die nächsten 2 Nächte. Nach dem nicht sehr gemütlichen Campingplatz leiste ich mir hier mal ein 4 Sterne Wellness Hotel, mit Schwimmbad im 3. Stock mit Terrasse. Für ungarische Verhältnisse nicht ganz billig, aber für deutsche Verhältnisse mit 55€ inkl. Frühstück doch eher noch günstig.

An der Grenze Rumänien - Ungarn

Samstag, 22.07.2017, Besichtigung Debrecen

Debrecen ist mit ca. 200.000 Einwohnern nach Budapest die 2. größte Stadt in Ungarn. Sie liegt im Nordosten Ungarns, ca. 30 Km von der rumänischen Grenze entfernt. Debrecen ist jetzt sicher keine Stadt, die man wegen seiner Schönheit unbedingt gesehen haben muss. Dennoch, oder gerade deshalb hat die Stadt m E. ein recht angenehmes Flair. Es finden sich schon ganz nette Plätze und Gebäude hier. Allen voran sticht natürlich die große Reformierte Kirche, das Wahrzeichen Debrecens ins Auge. Debrecen ist die Hochburg der Calvinistischen (Reformierten) Kirche, im sonst fast ausschließlich Katholischen Ungarn. Bei der Besichtigung kann man auf die beiden Türme der Kirche steigen oder fahren). Zwischen den Türmen gibt es einen Panoramaweg, von dem man einen schönen Blick auf die Stadt hat. Universitätsstadt ist Debrecen auch, vor allem bekannt für einen hervorragenden medizinischen Studiengang, welcher auch viele ausländische Studenten anzieht. Es gibt einige ganz nette kleine versteckte Plätze, Innenhöfe und Sträßchen mit schönen liebevoll eingerichteten Boutiquen, Straßencafés, Restaurants, Kneipen und vieles mehr.
Am Nachmittag ist es wieder sehr heiß, so dass ich mich ins klimatisierte Hotelzimmer zurückziehe, und diesen mit Tagebuch schreiben und weiterer Reiseplanung verbringe. Erst am Abend gehe ich wieder hinaus.

In Debrecen

Etappe 20 und 21 - Debrecen - Tisza Nationalpark - Szolnok, ca. 175 Km

Montag, 24.07.2017, Besichtigung Tisza See

Bei Tiszafüred wird seit den 70er Jahren die Theiß aufgestaut, um die Wassermenge des Flusses zu regulieren. Dadurch entstand der größte künstlich angelegte See Ungarns. Der See hat lediglich eine Tiefe von 1-8 Meter. Also ist das Ganze eigentlich eher eine Sumpflandschaft, in der sich im Laufe der Jahre eine einzigartige Flora und Fauna gebildet hat. Die Besitzerin des Campingplatzes vermittelt geführte Bootstouren über den Theiß See. Und so mache ich mich zusammen mit einem Ehepaar aus Österreich und einem Ehepaar aus der Schweiz, am frühen Nachmittag, mit einem Ranger a la Krokodile Dundee, auf eine äußerst interessante Tour auf. Die Fahrt dauert gut 3 Stunden. Ich komme mir teilweise vor wie im Amazonas oder in den Everglades, wozu sicher auch das feucht-heiße Klima beiträgt. Wir bahnen uns mit einem kleinen Motorboot Wege durch eine Schilflandschaft, durch einen kleinen Mangrovenwald und zig Quadratkilometer weite Teppiche aus Wasserpflanzen. Es gibt unzählige Arten von Vögeln die diese Landschaft zum Brüten oder auf der Durchreise von Nord nach Süd und umgekehrt, als Rast nutzen. Dies Vögel haben dann auch teilweise Pflanzen mitgebracht, die es sonst nur in Afrika gibt. Wir sehen z. B. verschiedene Arten von Reihern, Kormorane und andere Vogelarten. In den Unterwasserwäldern sollen laut Ranger ca. 20 Biber Familien leben. Wir sehen viele von Bibern gefällte Bäume und Biberbauten. Ich kann das alles gar nicht so beschreiben, schaut Euch einfach die Fotos an. Es ist auf jeden Fall ein sehr schöner lohnender Ausflug, der sein Geld wert ist.

Durch die Puszta nach Tisza Füred

Im Tisza Nationalpark

Dienstag, 25.07.2017, Tiszafüred – Szolnok, 92 Km

 

Schon gestern Abend hatte es ein ziemlich heftiges Gewitter mit Sturm. In der Nacht hat es dann auch noch ein paar Stunden geregnet. Das Zelt hat aber schön brav dichtgehalten. Der Campingplatz hat eine kleine Gemeinschaftsküche, die ich gestern während des Gewitters und heute Morgen gut gebrauchen konnte. Im Moment regnet es zwar gerade nicht, aber alles ist halt nass. Zum Glück ist mein Zelt wenigstens so groß, dass mein gesamtes Gepäck drinnen Platz hat und somit auch trocken geblieben ist. Im Zelt sitzend packe ich alles in meine Packtaschen, bevor dann ganz zum Schluss das Zelt selbst abgebaut wird. Genau in dem Moment, als ich das Überzelt abgenommen habe, muss es nochmal einen kurzen 10 minütigen Regenschauer geben. Sonst wäre das Innenzelt trocken geblieben, so ist es halt jetzt doch noch nass.

Als ich um halb 10 Uhr los radle hat es schon wieder aufgehört zu regnen. Eigentlich hatte ich im Vorfeld geplant, von hier nach Eger zu fahren. Eger liegt weiter nördlich und wäre wohl noch eine der wenigen sehenswerten Städte in Ungarn. Irgendwie hab ich aber keine Lust, zumal der Weg dann von dort nach Budapest eher langweilig werden dürfte. So beschließe ich kurzfristig, in Richtung süden noch der Theiß zu folgen und nach Szolnok zu fahren. Der Weg führt parallel zur Theiß, zuerst auf kleinen Nebenstraßen, später direkt, als Theiß-Radweg, auf dem Hochwasserdamm nach Süden. Die Nebenstraße ist hier in einem so schlechtem Zustand, so was hatte ich die ganzen 4 Wochen nicht in Rumänien. Einen solchen Flickenteppich hab ich selten gesehen. In Tiszaroff überquere ich die Theiß mit einer kleinen Fähre. Der Theiß Radweg am Damm ist dafür umso schöner. Er ist sogar geteert, zumindest erstmal, und führt entlang der Theiß-Auen im Grünen und völlig ohne Autoverkehr. Vor 2 Jahren bin ich schon einmal ein Stück den Theiß Radweg entlanggefahren, nur ein Stück weiter südlich. Man fährt wie gesagt immer auf dem Hochwasserdamm, leider immer ca. 100 Meter vom Fluß entfernt, so dass man diesen fast gar nicht zu sehen bekommt. Allerdings ist der Raum zwischen Damm und Fluß so üppig mit Grünpflanzen bewachsen, dass es doch eine gewisse Abwechslung zur sonst eher langweiligen Flachen Landschaft auf den Nebenstraßen ist. Plötzlich ist dann der Weg auf dem Damm mit einem Erdhaufen versperrt, hinter dem der Damm wohl erneuert wird. Der Untergrund ist schon für den Teer vorbereitet, so dass ich mein Rad um den Erdhaufen herum schiebe und auf dem ungeteerten Weg weiterfahre. Nach ein paar hundert Metern kommt wieder ein Erdhaufen. Vor und hinter dem Erdhaufen befinden sich je ca. 3-5 Meter Lehm-Untergrund. Es bleibt ein bisschen Lehm an den Reifen kleben, geht aber noch ohne Probleme weiter zu fahren. Nach ein paar hundert Metern wieder das gleiche. Beim dritten und letzten Erdhügel, ist der Lehmstreifen allerdings so weich, dass die Räder richtig einsinken, obwohl ich selbst eh schon immer abgestiegen bin. Sofort lässt sich das Rad auch nicht mehr schieben, so dass ich es mehr aus dem Schlamm herausziehe und hebe. Der Schlamm hat sich so zwischen Hinterreifen und Schutzblech festgesetzt, dass ich so nicht mehr weiterfahren kann. Ich befürchte schon, dass ich das Hinterrad ausbauen muss.

Von den Büschen am Flussufer hole ich mir ein Stück Ast, mit dem ich dann den Schlamm soweit herauskratzen kann, dass ich weiterfahren kann. Im Moment geht es zwar wieder geteert weiter, ich verlasse aber trotzdem bei der nächsten Gelegenheit den Damm, da man in der Ferne Erkennen kann, dass wohl noch weitere Teile des Damms erneuert werden. Am frühen Abend erreiche ich Szolnok, ein kleines 60.000 Einwohner Städtchen und checke im Hotel Tisza ein. Das Hotel ist eines der ältesten und schönsten Gebäude der Stadt, im Barocken Stiel aus den 19. Jahrhundert. Eigentlich ist noch ein schönes Thermalbad mit Wellnessbereich beim Hotel dabei, das aber ausgerechnet in dieser Woche wegen jährlicher Instandhaltungsarbeiten geschlossen ist. Deshalb ist wohl das Hotel auch recht günstig. Ich habe ein großes Zimmer, so dass ich die nassen Zeltteile von letzter Nacht ausbreiten und trocknen kann. Ansonsten bietet die Stadt außer einem ganz netten Hauptplatz mit schönem Wasserspiel und Bronze Figuren, nicht viel.

nach und in Szolnok

Etappe 22 und 23 - Szolnok - Kecskemet - Budapest, ca. 160 Km

Mittwoch, 26.07.2017, Szolnok – Kecskemet, 67 Km

 

Kecskemet liegt etwa 90 Km südlich von Budapest in der großen ungarischen Tiefebene, und ist mit ca. 110.000 Einwohnern wieder eine etwas größere Stadt. Kecskemet hat durchaus eine ältere Geschichte. Die ersten Ansiedlungen gab es wohl schon zur Bronzezeit, wie einige archäologische Funde belegen. Aber auch im 18. Und 19. Jahrhundert spielte die Stadt unter der Österreich-Ungarischen Monarchie eine gewisse Rolle. Aus dieser Zeit sind auch einige durchaus sehenswerte Gebäude zu besichtigen. Ein halber Tag Stopp lohnt sich also allemal hier. Mir fallen auch die rel. vielen mit Bäumen bepflanzten Grünflächen und Parks angenehm auf, die mir zur Rast und Abkühlung des doch wieder recht heißen Tages, sehr willkommen sind. Nur am Rande, Mercedes hat hier 2011 ein Werk gebaut, in dem u. A. die B-Klasse gebaut wird, und sorgt somit für ca. 3000 Arbeitsplätze in der Region.

Donnerstag, 27.07.2017, Kecskemet – Budapest, 96 Km

 

Als ich am Morgen meine Sachen zusammen packe, wird mir erst so richtig bewusst, dass das heute die letzte Etappe meiner Reise wird! Wie schnell die Zeit dann doch wieder vergangen ist. Aber zunächst bestehen mir doch nochmal fast 100 Km bis Budapest bevor. Das Wetter ist zwar insofern gut, dass es nicht so heiß ist, aber es sieht auch sehr nach Regen aus. Das sollte auch die ganze Fahrt so bleiben. Ich hab also auch am letzten Tag noch Glück und werde, bis auf ein paar Tropfen, nicht wirklich nass. Den größten Teil der Strecke kenne ich bereits, da sie meiner ersten Etappe von vor 4 1/2 Wochen entspricht.

 

Am Vorabend hatte ich schon etwas Probleme, im Internet ein bezahlbares Zimmer in Budapest zu finden. Es findet nämlich ausgerechnet an diesem Wochenende das Formel 1 Rennen auf dem Hungara-Ring, vor den Toren Budapests statt. Das günstigste, außer Hostels mit Mehrbettzimmern, das ich noch finden kann, kostet 85 Euro mit Frühstück. Aber es ist absolut nichts anderes mehr zu finden. Auf Mehrbettzimmer oder irgendwelche heruntergekommenen Absteigen hab ich echt keine Lust und beiße halt in den sauren Apfel wie man so schön sagt. Das gute ist, dass mich das heutzutage nicht mehr arm macht. Vor 30 Jahren auf meinen Rucksackreisen, hätte ich mir das nicht leisten können. Allerdings ist es mir damals auch noch leichter gefallen, mich mit Schlafsälen anzufreunden. Der Besitzer der Pension bestätigt mir dann auch, dass die hohen Preise diese Wochenende tatsächlich am Formel 1 Rennen liegen, und gibt mir dafür noch ein Upgrade, indem ich ein kleines Appartement zum selben Preis bekomme. Das ist immerhin so groß, dass ich mein Fahrrad mit ins Zimmer nehmen kann. Das ganze befindet sich nämlich in einem Wohnviertel im 7. Stock eines Mehrfamilien Wohnhauses. Ist eigentlich schon eine ganz nette Lage, in einem bei jungen Budapestern beliebten Stadtviertel mit vielen Dönerbuden und Kneipen, und doch noch recht zentral zur Altstadt. Das lässt mich den Preis dann doch wieder etwas lichter verschmerzen.

 

So habe ich also nun noch 2 ganze Tage Zeit, mir die Stadt ausgiebig an zu schauen, bevor es dann am Sonntag wieder mit dem Zug nach München geht.

In Budapest

30.07.2017, vom Bahnhof Budapest Keleti geht's mit dem Zug nach München

Zahlen:

 

Reise Zeitraum: 24.06.2017 bis 30.07.2017 = 37 Tage

 

27 Fahrrad Tage

 

Gefahrene Km: ca. 2200 Km

 

Durchschnitt: ca. 80 Km/Tag

 

Gesamt Höhenmeter bergauf: 16.000 hm

 

 

 

Hunde Attacken: ca. 6-7

 

 

 

Übernachtungen: 36

 

Davon im Zelt: 6

 

Reise Budget: ca. 60€/Tag

 

 

 

Fahrrad Pannen: 0

 

Fahrrad Unfälle: 0

 

 

 

Tage mit Gewitter/Regen: 10

 

Komplette Regentage: 0

 

 

 

Gewichtsabnahme: nur 2 Kg